Individuation und ICH-Entwicklung

Thomas Spinner – Traumatherapeut

Identitäts- und ICH orientierte Psychothraumatherapie (IoPT)

nach Prof. Dr. Franz Ruppert

Trauma heißt „Verletzung“. Bezogen auf ein psychisches Geschehen sprechen wir von psychischer Verletzung. Ein psychisches Trauma erleben wir dann, wenn wir in Situationen geraten, in denen wir um unser Leben fürchten müssen. Wir erleben dann Todesangst und es kommt zu einer absoluten seelischen und körperlichen Überwältigung, da der Mensch für diese Situation weder Abwehrstrategien noch Verarbeitungsmöglichkeiten in seinem Leben entwickeln konnte. Kämpfen oder Fluchtergreifen sind die ersten spontan und unwillkürlich ablaufenden Reaktionen auf eine lebensgefährliche Situation. Ist beides in der Situation nicht möglich, kommt es zu dem sogenannten Totstellreflex, d.h. einer körperlichen und psychischen Erstarrung. In diesem Zustand sind alle Gefühle wie betäubt und selbst schwere Verletzungen werden nicht mehr gespürt.

Psychische Traumata können entstehen durch Naturkatastrophen, Gewalt, Kriegserlebnisse, Unfälle, schwere Krankheiten, plötzliche Verlusterlebnisse, emotionale Vernachlässigungen, gravierende medizinische Eingriffe, schwierige Geburten, Adoption und durch starke Stresserlebnisse während der Entwicklungszeit im Mutterleib. Gerade in der frühkindlichen Entwicklung ist es unmöglich zu kämpfen oder zu fliehen und eine Selbstregulation ist ebenfalls nicht möglich. Das bedeutet, dass das Kind auf die Bindung und die Regulation in erster Linie durch die Mutter angewiesen ist. Doch wenn die Mutter schon in ihrem eigenen Stress badet und sie selbst nie eine gesunde Bindung und Regulation erfahren hat, ist es ihr nicht möglich, eine gesunde Bindung mit ihrem Kind aufzubauen. Somit ist das Kind auf sich alleine gestellt mit der Bewältigung von erlebten traumatisierenden Situationen. Der Überlebenswille des Kindes ist jedoch so stark, das der Schmerz über eine Situation vom fühlenden Bewusstsein abgespalten wird – das ist die einzige Handlungsalternative für das Kind: verdrängen und schnell vergessen bzw. abzuspalten.

Eine Frühtraumatisierung hat einen gravierenden Einfluss auf unsere weitere psychische, körperliche und geistige Entwicklung. Oft können wir uns an traumatische Ereignisse überhaupt nicht mehr erinnern und leiden trotzdem an den Folgen da in den Zellen des Körpers und des Gedächtnisses das traumatisierende Erlebnis weiterhin gespeichert ist, jedoch nicht bewusst (erst etwas ab dem 3.ten Lebensjahr). Die Spaltung bleibt bestehen, auch wenn die Gefahr schon längst vorüber ist. Durch diese Spaltung werden unsere Wahrnehmungs- und Verhaltensweisen eingeschränkt. Es braucht von Aussen nur einen bestimmten Trigger, schon sind wir in dem überforderten Zustand von damals. Leider haben wir nun keinen Kontakt zu uns selbst bzw. den abgespaltenen Anteilen um diesen Zustand als damaligen erkennen zu können. In dem Moment ist es uns nicht möglich zu erkennen, was ist die Realität (Hier und Jetzt) und was gehört in die frühe Kindheit (Dort und Damals).

Durch die Einschränkung unserer Wahrnehmungs- und Verhaltensweisen werden auch die psychischen Kraftressourcen aufgebraucht. Es entstehen körperliche und psychische Symptome: u.a. körperliche Verspannung, Herzprobleme, Bluthochdruck, Unruhe, Schlaflosigkeit, Erschöpfungszustände, schnelle Ermüdung, um nur einige zu nennen. Zudem wirken sich nicht integrierte Traumata auf alle unsere Beziehungen aus: Liebesbeziehung, Eltern Kind-Beziehungen, Freundschaften und Arbeitsbeziehungen. Ein nicht integriertes Trauma bleibt aufrecht erhalten. Dadurch entstehen immer neue psychische Spaltungen, weil wir es “gelernt” haben, in schwierigen Situation zu “spalten” und zu dissoziieren. Auf  diese Weise schützen wir die Täter, werden möglicherweise selbst zu Tätern und verleugnen so unser eigenes Opfersein. Wenn wir ein Kind traumatisierter Eltern sind, dann mussten wir uns psychisch spalten. Die psychische Spaltung ist ein unbewusster Schutzmechanismus der Psyche, auf den wir keinen Einfluss haben und der unser Überleben sichert. So, wie auch unsere Eltern durch Spaltung ihr Überleben sicherten. Die Gefühle des Trauma Erlebnisses werden fragmentiert, d.h. innerpsychisch auseinandergerissen und in einen Trauma-Anteil, einen Überlebensanteil und einen verbleibenden gesunden Anteil aufgespalten. In der Psyche leben nach dem Trauma dann drei verschiedene Ich-Anteile weiter, die aber untereinander keinen Kontakt haben. Anteile, die so getrennt im Unbewussten aufbewahrt werden, entwickeln ein Eigenleben und können abwechselnd die Führung in der Psyche des Menschen übernehmen. Psychische Spaltungen können in der Regel ohne therapeutische Hilfe nicht integriert werden. Unsere Überlebensmechanismen verhindern das, um nicht mit der Not, der Verzweiflung und der Todesangst in Berührung zu kommen.

In der Traumatherapie nach Prof. Dr. Franz Ruppert stehen die traumatischen Ereignisse in einer Familie im Mittelpunkt und welchen Einfluss sie auf unsere Entwicklung haben. Es geht nicht um Schuld, sondern um Verantwortung. Wenn wir die Verantwortung bei den Tätern lassen, können wir für unser eigenes Handeln die Verantwortung übernehmen. Gelingt uns das, werden unsere psychischen Spaltungen und symbiotischen Verstrickungen sichtbar und fühlbar. Wir sind nicht mehr nur im Überleben, sondern können uns in unserer ganzen Lebendigkeit und mit allen unseren Gefühlen wahrnehmen. Wir müssen nicht mehr uns gegenüber, oder anderen Menschen gegenüber in einer Täter- oder Opferhaltung verharren. Wir übernehmen Verantwortung, dort, wo wir selbst zu Tätern wurden und sind im Mitgefühl mit unserem eigenen Opfersein.

Hier können Sie Kontakt mit mir aufnehmen:

Bitte aktiviere JavaScript in deinem Browser, um dieses Formular fertigzustellen.
Vorname / Nachname:
Datenschutzhinweis:
Durch Ihre Zustimmung versichern Sie, dass Sie meine Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen und akzeptiert haben.
Adresse

Zähringerstraße 23, 77652 Offenburg

Telefon

0781 / 63 92 99 15

E-Mail Adresse

info@thomasspinner.de

Termine

nach Vereinbarung

Cookie Consent Banner von Real Cookie Banner